Christine Guigui. Wie eine Lilie. Erzählung

Angeregt durch Erlebnisse aus ihrem New Yorker Klinikalltag beginnt Christine Guigui in englischer Sprache zu schreiben, erst Tagebücher, dann Kurzgeschichten und Romane. Sie belegt zahlreiche Prosa-Seminare an der »Famous Writer’s School« in Westport und an der Universität Fairfield in Connecticut. Zurück in Deutschland besinnt sie sich auf ihre Wurzeln.
Mit »Wie eine Lilie« eröffnet sie autobiografische Einblicke in ihre Jugend im bäuerlichen Milieu des Saargebiets, die von der NS-Zeit und den nachfolgenden Kriegsjahren bestimmt und überschattet wird. Ende der 1940er-Jahre bricht sie in das »Land der unbegrenzten Möglichkeiten« auf und folgt ihrer Berufung als Ärztin. Ihre emotionale Bindung zum Elternhaus und zu den Geschwistern bleibt zeitlebens bestehen und findet in diesen Lebenserinnerungen einen höchst eindrucksvollen, bisweilen verzweifelt um Klärung ringenden Niederschlag.

 

 

Christine Guigui. Wie eine Lilie

Format 12,5 x 20 cm, 280 Seiten, Festeinband

ISBN 978-3-941095-37-3, 19,90 Euro

 

Die Geschichte eines langen Lebens

von Ursula Schmieder, Trierischer Volksfreund, 1.7.2017

 

Hermeskeil/München

Sie hat bereits mehrere Bücher und Kurzgeschichten veröffentlicht. Doch »Wie eine Lilie«, das jüngste Werk von Christine Guigui, ist anders. »Im Grunde habe ich diese Geschichte mein Leben lang geschrieben«, sagt die 90-Jährige: »Es lässt einen nicht los.« Erste Teile schrieb die aus dem nördlichen Saarland stammende ehemalige Hermeskeiler Gymnasiastin vor vielen Jahren. Doch sie war unsicher, ob das Thema überhaupt interessiert und legte es beiseite. Nun ist sie froh, die autobiografische Erzählung herausgebracht zu haben. Beim Schreiben hat sie allerdings mit Rücksicht auf betroffene Personen Namen verfremdet und ihre Geschichte aus der Perspektive eines fiktiven Charakters erzählt.

»Man sollte so etwas nicht verloren gehen lassen«, sagt Guigui. Gemeint sind persönliche Erlebnisse während des Zweiten Weltkrieges. Guigui erzählt sie aus der Sicht von Anna, die zunächst 1935 als Grundschülerin die Rückkehr des Saarlandes ins Deutsche Reich miterlebt. Prägend sind aber vor allem die folgenden Kriegsjahre. In den Häusern »einquartierte« Soldaten heben Gräben für den Westwall aus, Menschen fliehen nach Osten und Anna erlebt, wie das Regime Schicksale bestimmt. Anna besucht als neuntes von zehn Kindern ihrer von der Landwirtschaft lebenden Familie als einziges Kind ein Gymnasium. Dazu hat sie ihr Lehrer ermutigt, der als Mitglied von Adolf Hitlers Nationalsozialistischer Deutscher Arbeiterpartei (NSDAP) Ortsgruppenleiter ist. »Der Führer liebt kinderreiche Familien«, macht er sie darauf aufmerksam, dass ihre Eltern kein Schulgeld bezahlen müssten. Bald danach fährt sie täglich mit dem Zug zur Schule, und sonntags besucht sie Fräulein Ludwig. Sie ist Mitglied einer Organisation, die »durch Gebet und das Beispiel eines heiligen Lebens« Orientierung geben will in der Zeit des Nationalsozialismus. Annas Mutter hat Angst, ihre Tochter könnte deswegen verhaftet werden. Doch gegen jugendlichen Trotz kommt sie nicht an – ungeachtet der Beklemmung, die Anna bei den Treffen in einem Raum mit einer unangenehm duftenden Lilie empfindet.
Nach einem Schulwechsel von Hermeskeil nach Trier machte Christine Guigui ihr Abitur 1947 am Auguste-Viktoria-Gymnasium und studierte anschließend Medizin. 1954 zog es sie in die Vereinigten Staaten. Sie wollte nur ein Jahr bleiben, lernte dann aber ihren Mann kennen und blieb. Als Kinderärztin in einer New Yorker Klinik hielt die dreifache Mutter tägliche Eindrücke in Tagebüchern und Kurzgeschichten fest. Nach dem Tod ihres Mannes kehrte sie nach mehr als 50 Jahren zurück nach Deutschland, wo auch ihre Tochter lebt. Den Kontakt zu Verwandten in der Hochwald-Region pflegte sie ihr Leben lang.

Evelyn Schneider schrieb dazu in der Saarbrücker Zeitung vom 12. April 2017.

 

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